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Prostatakrebs und Fruchtbarkeit

| Aspekte zu Risikofaktoren, Vorsorge und Fertilitätserhalt

Symbolbild | Foto: Shutterstock

Ein Prostatakarzinom ist einer der häufigsten, z.T. auch die häufigste Krebserkrankung unter Männern in den westlichen Industrienationen. Die Ursachen für die Entstehung eines Prostatakarzinoms sind noch weitgehend unklar. Ein bedeutender Risikofaktor ist das Alter. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen ab dem 45. Lebensjahr zu empfehlen. Da auch eine mögliche erbliche Komponente vorliegt, sollte eine Vorsorge bereits davor erfolgen, wenn die Familienanamnese Fälle von Prostatakarzinomen bei nahen Verwandten aufzeigt.

Auch ein Zusammenhang von männlicher (Un)Fruchtbarkeit und dem Risiko für Prostatakrebs ist von zahlreichen Forschungsgruppen untersucht worden.

In der Vergangenheit waren die Ergebnisse der entsprechenden Studien alles andere als eindeutig. Einmal war das Risiko an Prostatakrebs zu erkranken für kinderlose Männer größer, und ein anderes Mal ergaben Untersuchungen, dass eher kinderreiche Männer besonders gefährdet wären. Ein Problem stellen die unterschiedlichen Herangehensweisen bzw. das Studiensetting dar, sowie die Größe und Art der untersuchten Studienpopulationen. Ein anderes Problem war, dass sich viele Studien alleinig auf die Anzahl der Kinder bezogen.

Einen deutlicheren Hinweis, dass es doch eine Verbindung zwischen männlicher Subfertilität und dem Auftreten von Prostatakrebs gibt, lieferte eine große Kohortenstudie aus dem Jahr 2010 von 22.562 kalifornischen Männern, die ihre Fertilität untersuchen ließen. Fazit: Hinsichtlich der Häufigkeit zeigte sich kein Unterschied bei subfertilen Männern gegenüber der Durchschnittsbevölkerung, wohl aber in einer höheren Wahrscheinlichkeit an einer besonders aggressiven Form des Prostatakrebses (Tumore mit höherem Gleason Score) zu erkranken.

Nun haben schwedische Forscher mit einer aktuellen großen Registerstudie (basierend auf den nationalen schwedischen Bildungsregister, dem schwedischen nationalen Qualitätsregister für assistierte Reproduktion und dem schwedischen Krebsregister) nachgelegt und die Daten von über 2 Millionen geborenen Kindern aus 20 Jahren ausgewertet. Diese wurden knapp 1,2 Millionen Vätern zugeordnet. 35.500 (knapp 3%) kamen dabei durch Hilfe der assistieren Reproduktionsmedizin zur Vaterschaft. Bei den Vätern die ohne die assistiere Reproduktionsmedizin Vater wurden, erkrankten in dem untersuchten Zeitraum 0,28% an einem Prostatakarzinom. Bei Männern, die mit Hilfe einer IVF Nachwuchs zeugten waren es 0,37% bzw. hoch signifikante 0,42% bei jenen, die eine ICSI in Anspruch nahmen im gleichen Zeitraum.

Natürlich hat auch diese Studie (wie alle Studien) gewisse Schwächen. So berücksichtigt diese unter anderem nicht jene Männer, die unwissentlich infertil waren oder jene die trotz reproduktionsmedizinischer Maßnahmen kinderlos blieben (und damit die besonders schweren Fälle von andrologisch-bedingter Infertilität). Dennoch lassen sich zusammenfassend drei wichtige Schlüsse ableiten:

Erstens: Es erhärtet sich der Verdacht, dass Männer mit einer eingeschränkten Fertilität früher und häufiger an einem Prostatakarzinom erkranken.

Zweitens: Man könnte daraus ableiten, dass es für Männer mit einer eingeschränkten Fertilität sinnvoll ist, frühzeitig mit einer Vorsorgeuntersuchung anzufangen. Dies gilt übrigens im Besonderen für schnelle und drastische Verschlechterungen der Spermienqualität. Dies könnte ein deutlicher Hinweis auf eine ernst zu nehmende maligne Erkrankung z.B. eines Hodentumors sein. Hier ist eine schnelle urologische Abklärung obligat.

Drittens: Es könnte für Männer mit einer Subfertilität, und noch nicht abgeschlossener Familienplanung, durchaus sinnvoll sein, rechtzeitig über eine Fertilitätsprotektion (Kryokonservierung von Spermien) nachzudenken. Früh erkannt, hat ein Prostatakarzinom mittlerweile eine sehr gute Prognose erfolgreich therapiert zu werden. Dennoch führen Chemotherapeutika (Zytostatika) und Bestrahlung (Radiatio) oft zu einer irreversiblen Zeugungsunfähigkeit. Eine Fertilitätsprotektion für den Mann ist einfach umzusetzen und kann hierbei gewisse Sicherheit und Planbarkeit für den zukünftigen Kinderwunsch schaffen.


Links:
» Kinderwunsch nach Krebstherapie – Vorsorgliche Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Fruchtbarkeit

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